Seitenaufrufe, Bounce Rate, Verweildauer und Klicks: Um wichtige KPIs auf einer Webseite untersuchen zu können, benötigen Unternehmen ein ausgereiftes Tool. Google Analytics ist dabei mit einem geschätzten Marktanteil von rund 80 Prozent besonders beliebt. Das Problem: Mit Google Analytics riskieren Unternehmen, gegen den deutschen Datenschutz zu verstoßen. Immer mehr Webmaster wechseln daher ihr Analyse-Tool. Dabei haben sich vor allem Matomo und etracker als kompetente Alternativen herausgestellt.
Wir geben einen Überblick über die Funktionen von Matomo und etracker und zeigen, wo die Vor- und Nachteile der Tools liegen. Am Ende unserer Analyse können Unternehmen eine fundierte Entscheidung treffen, welches Tool für sie die richtige Wahl ist.
Inhaltsverzeichnis
Warum benötigen Seitenbetreiber eine Alternative zu Google Analytics?
Drei rechtliche Entwicklungen haben dafür gesorgt, dass Google Analytics für deutsche Unternehmen nicht mehr rechtssicher nutzbar ist:
Europäischer Gerichtshof zum Privacy Shield
Im Juli 2020 entschied der Europäische Gerichtshof: Der Privacy Shield bildet keine rechtliche Grundlage, um Daten in die USA zu versenden. Unternehmen benötigen daher eine Einwilligung der Nutzer, wenn sie ihre Daten beim Seitenbesuch erheben wollen. Das Problem: Das Bewusstsein für Datenschutz ist bei Usern stark gestiegen. Die Consent Rate für Google Analytics schwindet. Die Tracking-Ergebnisse von Google Analytics sind daher immer weniger repräsentativ.
Datenschutzbehörde Österreich zu Google Analytics
Im Januar 2022 kam die österreichische Datenschutzbehörde zu dem Ergebnis: Seitenbetreiber, die Google Analytics verwenden, verstoßen gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Denn: Das Tool leitet persönliche Userdaten an Google in den USA weiter. Dort gibt es jedoch kein Datenschutzniveau, das dem der DSGVO entspricht. US-amerikanische Behörden wie Geheimdienste können jederzeit auf die Nutzerdaten zugreifen – ohne dass User etwas dagegen tun können.
Datenschutzbehörde Frankreich zu Google Analytics
Im Februar 2022 kam die französische Datenschutzbehörde CNIL zu einem ähnlichen Schluss: Seitenbetreiber verstoßen mit Google Analytics gegen die DSGVO. Zwar nutzt Google Standardvertragsklauseln, um den Datentransfer in die USA zu schützen. Das ändert jedoch nichts daran, dass US-Behörden jederzeit auf die Userdaten zugreifen können.
Was heißt das für die Praxis?
Die Einschätzungen der beiden Datenschutzbehörden bezogen sich auf Einzelfälle in den jeweiligen Ländern. Sie haben daher keine direkte Auswirkung auf Deutschland. Aber: Es ist mehr als wahrscheinlich, dass deutsche Datenschutzbehörden in naher Zukunft ähnlich entscheiden werden. Das bedeutet: Unternehmen können Google Analytics nicht mehr rechtssicher verwenden – selbst dann nicht, wenn sie über eine Einwilligung der Nutzer in die Datenerhebung verfügen.
Matomo vs. etracker: Was unterscheidet die Google-Analytics-Alternativen?
Unternehmen finden am Markt zahllose Alternativen zu Google Analytics. Nur wenige Tools bieten jedoch den gleichen Funktionsumfang und sind gleichzeitig datenschutzkonform. Matomo und etracker kommen Google Analytics am nächsten. Beide Tools liefern umfangreiche Informationen zu Webseitenbesuchern wie demografische Daten und klassische KPIs wie Seitenaufrufe, Absprungrate und Verweildauer. Auch ein benutzerdefiniertes Kampagnen-Tracking und Echtzeitaufrufe sind bei beiden Analyse-Tools möglich. Wo liegen die wesentlichen Unterschiede zwischen Matomo und etracker?
Analyse-Werkzeuge
Bei Matomo können Seitenbetreiber eigene Segmente erstellen. Das ist besonders wichtig, um gesammelte Daten detaillierter auswerten zu können. Der einzige Nachteil: Das kann bis zu 24 Stunden dauern. Zudem können Seitenbetreiber bei Matomo benutzerdefinierte Dimensionen anlegen. Sie können so beispielsweise sehen, ob ein User schon einmal auf der Webseite eingekauft hat.
Bei etracker können zwar auch benutzerdefinierte Segmente eingerichtet werden, jedoch sind die Möglichkeiten wesentlich eingeschränkter als bei Matomo. Benutzerdefinierte Dimensionen zu erstellen ist bei etracker derzeit gar nicht möglich. Wer also einen tiefen Einblick in Daten benötigt, ist mit Matomo besser beraten.
Event Tracking
Matomo und etracker verfügen über Event Tracking. Unternehmen können so bestimmte Interaktionen oder Events auf ihrer Seite beobachten. etracker hat hier jedoch die Nase vorn: Das Tool misst viele Events automatisch, ohne dass Seitenbetreiber diese anlegen müssen. Und: Das Erstellen von eigenen Events ist kinderleicht.
Conversion und E-Commerce
Matomo und etracker bieten Transaktions-Tracking für Shops, Lead Gen, das Anlegen von Trichtern und Multi-Touch-Attribution. Enhanced-E-Commerce-Daten sind nur bei etracker möglich. Insgesamt ist etracker hier nutzerfreundlicher. Auch der Conversion-Upload in Google Ads ist mit etracker einfacher umzusetzen und zudem kostengünstiger: Mit der Pro-Version (ab 19 EUR / Monat) ist bei etracker der Conversion-Upload mit inkludiert, während man bei Matomo ein kostenpflichtiges Plugin dazu buchen muss, wenn man den Upload nicht manuell vornehmen möchte – das sog. „Advertising Conversion Export“ Plugin (ab 149 EUR / Jahr). Dagegen bietet Matomo mit dem Matomo Tag Manager eine brauchbare Alternative zum Google Tag Manager, um anspruchsvollere Tracking-Setups umzusetzen. Ein ähnliches Tag-Management-System gibt es beim etracker derzeit nicht.
Hosting
Seitenbetreiber können Matomo entweder selbst hosten oder das Cloud Hosting des Anbieters nutzen. Beim Self Hosting bleiben sämtliche Daten des Tools auf den eigenen Servern. Seitenbetreiber geben die Daten daher nicht an den Anbieter weiter. Auf diese Weise können sie mit wenig Aufwand die Vorgaben der DSGVO und des kürzlich erlassenen Telekommunikation-Telemedien-Datenschutz-Gesetzes (TTDSG) erfüllen. Matomo ist damit besonders datenschutzfreundlich.
etracker können Unternehmen nur per Cloud Hosting nutzen. Das heißt: Die Daten der Webseitenbesucher werden auf einem externen Server des Anbieters gespeichert. etracker ist dann Auftragsverarbeiter. Unternehmen müssen daher dafür sorgen, dass etracker die Informationen datenschutzkonform verarbeitet. Dafür müssen sie unter anderem mit etracker einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung abschließen. etracker selbst gibt an, dass alle Server in Deutschland stehen und das Tool so die Vorgaben der DSGVO erfüllt.
Kosten
Matomo ist kostenfrei, solange Unternehmen das Self Hosting nutzen. Beim Cloud Hosting kostet das Tool ab 228 Euro pro Jahr. etracker ist bis 25.000 Seitenaufrufe kostenfrei. Danach kostet das Analyse-Tool ab 228 Euro pro Jahr.
Vor- und Nachteile von Matomo
Auf einen Blick: Welche Vor- und Nachteile hat die Google-Analytics-Alternative Matomo?
Vorteile
- Aufbau und Usability ähnelt stark Google Analytics
- eigene Segmente und benutzerdefinierte Dimensionen möglich
- für komplexere Tracking-Setups bietet Matomo mit dem Matomo Tag Manager eine brauchbare Alternative zum Google Tag Manager
- Self Hosting möglich
- kostenlos bei Self Hosting
Nachteile
- lange Ladezeiten (Anlegen neuer Segmente, Anzeigen gesammelter Daten)
- Kampagnen-Tracking komplizierter durch umständliches Anlegen von URL-Parametern
- Keine automatisch angelegten Events
- Manche Berichtsarten müssen als kostenpflichtige Plugins extra dazugebucht werden (bspw. Funnels, Advertising Conversion Export, Users Flow, usw.)
Vor- und Nachteile von etracker
Auf einen Blick: Welche Vor- und Nachteile hat die Google-Analytics-Alternative etracker?
Vorteile
- verhältnismäßig kurze Ladezeiten
- Integration von Google Ads funktioniert besser als bei Matomo
- viele Events werden automatisch gemessen, ohne sie anlegen zu müssen
- Enhanced-E-Commerce-Daten
- Serverstandort Deutschland
- 30 Tage kostenloser Test möglich
Nachteile
- Oberfläche anders als bei Google Analytics
- Bei der Nutzung benutzerdefinierter Segmente ist man im Vergleich zu Matomo (oder Google Analytics) deutlich eingeschränkter
- keine benutzerfreundlichen Dimensionen möglich
- kein integriertes Tag-Management-System für komplexere Tracking-Setups
- nur Cloud Hosting
- keine kostenlose Variante verfügbar
Fazit
Matomo macht Seitenbetreibern den Datenschutz einfach. Beim Self Hosting gibt das Tool keine personenbezogenen Daten an Matomo weiter. Und: Unternehmen können mit Matomo tiefere Analysen als mit etracker vornehmen. Insgesamt eignet sich das Tool daher vor allem für Unternehmen, die wie mit Google Analytics detaillierte Analysen vornehmen möchten.
etracker ist das einfachere und schnellere Tool. Im Standard-Modus nutzt etracker wie Matomo keine Cookies. Seitenbetreiber benötigen dann keine Nutzer-Einwilligung. etracker eignet sich daher vor allem, wenn Unternehmen unkompliziert Daten auswerten wollen – mit Abstrichen in Sachen Analysetiefe.
✔ Mehr Traffic ✔ mehr Kunden ✔ Mehr Umsatz 👉 kostenlose Ersteinschätzung Ihrer Webseite